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Die Finanzierung im Spitzenfußball befindet sich aktuell im Umbruch. Vereine wie Türkgücü München oder die Spielvereinigung Unterhaching wagten den Schritt an die Börse. Andere Klubs entdeckten den komplexen Kryptomarkt für sich.

Jörg Flechtner – seinesgleichen Geschäftsführender Gesellschafter der Portfolio Control GmbH sowie Vizepräsident und Schatzmeister des Deutschen Skiverbandes – ist Profi in diesem Gebiet. Beim FUSSBALL KONGRESS Österreich am 16. Februar 2022 wird der deutsche Finanzexperte das Thema im Rahmen einer 15-minütigen Keynote näher behandeln. Wir haben mit ihm über den Krypto-Hype im Profifußball, Börsengänge und Finanzierungsformen der Zukunft gesprochen.

 

Herr Flechtner, welche Key-Learnings beinhaltet Ihr Vortrag für die Kongressteilnehmer?

Professionelle Sportvereine und Verbände stehen nicht nur durch die Einflüsse der Coronakrise in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Der ökonomische Umgang mit den vorhandenen Resourcen spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Der Vortrag soll den Teilnehmern Überlegungen zur Professionalisierung ihres Vereinen und den Weg zu einer unabhängigen, alternativen Finanzierung aufzeigen.

Wie stehen Sie zum aktuellen Krypto-Hype im Profifußball – Stichwort Fan-Token, NFTs, und so weiter? Haben Kryptowährungen im Fußball eine Zukunft?

Wie erwähnt müssen sich Vereine professionell aufstellen und sich damit auseinandersetzen, wie sie sich langfristig und nachhaltig finanzieren. Aus dieser Planung leiten sich mögliche Finanzierungsinstrumente beziehungsweise Platzierungswege ab. Hierbei können zum Beispiel tokenbasierte Wertpapiere durchaus eine interessante Lösung darstellen. Ich gehe davon aus, dass es auf mittlere Sicht eine Vielfalt an traditionellen und neuen, digitalen Finanzierungsoptionen geben wird.

Werden wir Börsengänge wie die von Türkgücü München und der Spielvereinigung Unterhaching in Zukunft häufiger sehen?

Im Rahmen des Börsengang der SpVgg Unterhaching wurde der Begriff der sogenannten Sozialisierung des Kapitals geprägt. Statt von einem oder wenigen Investoren wird der Verein von einer Vielzahl von Geldgebern – Aktionären – getragen, vorzugsweise den eigenen Mitgliedern und Fans. Ich denke dies ist aus diversen Überlegungen heraus ein zukunftsfähiges Modell, weshalb ich fest davon ausgehe, dass es in den nächsten Jahren weitere derartige Kapitalmaßnahmen geben wird.

Welche Finanzierungsformen werden in Zukunft die Branche bestimmen?

Sämtliche Formen von fremdkapitalbasierenden Finanzierungsformen – zum Beispiel Anleihen – bedingen regelmäßige Zinszahlungen und haben einen festgelegten Rückzahlungstermin. Damit belasten sie die Liquidität und das Betriebsergebnis und sind durch den feststehende Rückzahlungstermin eine „Wette auf Zeit“. Insofern sehe ich derartige Instrumente für Fußballvereine als nur bedingt geeignet. Dem gegenüber stehen sämtliche Formen der eigenkapitalbasierenden Finanzierung wie beispielsweise Aktien. Hier steht das Kapital unendlich zur Verfügung und eine Dividende ist gegebenenfalls nur im Falle eines Betriebsgewinns zu leisten. Insofern sehe ich für die Zukunft vor allem diese Finanzierungsformen.

Herr Flechtner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. #

FUSSBALL KONGRESS Österreich 2022